
Wie wir ambulante Pflege und soziale Dienste verstehen
Was wird, wenn die Eltern nicht mehr können?
Was passiert nach einem Unfall?
Wer sorgt für mich, wenn ich schwer erkranke?
Vor der Beantwortung derartiger Fragen steht vermutlich jeder irgendwann einmal in seinem Leben.
Krankheit, Unfall, Behinderung oder einfach nur ein hohes Alter machen häufig Hilfe von außen nötig. In diesen Fällen ist ein kompetenter ambulanter Pflegedienst gefragt.
Unser ambulanter Pflegedienst bietet Hilfe- und Pflegeleistungen nach den Grundsätzen der Sozialgesetzbücher (SGB) V, X und XI an. Dabei nehmen die Mitarbeiter unseres ambulanten Pflegedienstes den gesetzlichen Leitsatz „ambulant vor stationär“ ernst und leisten umfassende Hilfe vielfältiger Art.
So übernehmen wir auch außerhalb der gesetzlichen Regelungen Service- und Privatleistungen im Rahmen einer ganzheitlichen Pflege. Die Leistungen des ambulanten Pflegedienstes des Drehpunkt richten sich selbstverständlich nach den Bedürfnissen der Hilfesuchenden und umfassen im einzelnen Pflege und Hilfe zu Hause, häusliche Krankenpflege, Pflege nach der Pflegeversicherung, hauswirtschaftliche Versorgung und sozialen Beistand. Dazu gehört auch, dass wir jederzeit über Umfang und Leistungen der Kostenträger sowie über zusätzliche soziale und therapeutische Hilfen und Einrichtungen informieren.
Die Drehpunkt-Philosophie zur Achtung und Wahrung der individuellen Persönlichkeit prägt unser Tun bei der ambulanten Pflege. Der Mensch steht im Mittelpunkt aller Aktivitäten und wird als Persönlichkeit mit eigenen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Gewohnheiten respektiert.
Dies bedeutet für uns
- ein bedarfsorientiertes Pflege- und Betreuungsangebot,
- den Schutz und die Erhaltung der Eigenständigkeit unter Berücksichtigung der speziellen Lebenssituation,
- die Ermöglichung der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben,
- die Wahrung und Gestaltung des Lebens in der vertrauten Umgebung,
- die Förderung der Eigenverantwortung und Selbstbestimmung.
Wir stehen zur Bezugspflege
Der Ambulante Dienst des Sozialen therapeutischen Drehpunkts organisiert eine ganzheitlich orientierte Pflege, die sogenannte Bezugspflege.
Diese steht für ein humanistisches Menschenbild und einen speziellen Ansatz. Denn die Klienten sind einer festen Pflegetour zugeordnet. Die Koordination, die Organisation und die Planung wird von ein und derselben Person verantwortet. Diese ist auch Ansprechpartner für Klienten und Angehörige, sie führt Gespräche mit Ärzten und anderen am Pflegeprozess beteiligten Berufsgruppen.
Wir versuchen, die Pflege nicht auf medizinische Diagnosen zu reduzieren, sondern im ständigen Dialog mit Klienten und Angehörigen zu sein, diese in den Pflegeprozess einzubeziehen.
Dass alle Mitarbeiter/innen die Menschenwürde ohne Einschränkungen achten versteht sich von selbst,
sei dennoch explizit erwähnt.
Interview mit Beate Stephanides (Leiterin des Ambulanten Dienstes):
Wo steht die Pflege heute?
Auch 30 Jahre nach Einführung der Pflegedokumentation und der Abgrenzung der Pflege zur Medizin hat die Pflege noch immer nicht zu einer eigenständigen Identität gefunden. Das Selbstbewusstsein, das ein hochqualifizierter, anspruchsvoller und interessanter Beruf mit sich bringen sollte, fehlt häufig in der Pflege und vielen Pflegenden.
Ich denke trotzdem, dass wir auf einem guten Weg sind. Die Ausbildung in den Pflegeberufen hat deutlich an Qualität zugenommen und auch die Akademisierung der Pflege trägt ihren Teil bei. Ich würde mir ein zunehmendes Selbstbewusstsein der Pflegenden und mehr Solidarität wünschen, um uns gemeinsam für die Interessen und die Verbesserung in der Pflege einzusetzen.
Über die Pflegesituation in Deutschland wird viel diskutiert. Werden aus Sicht einer erfahrenen Praktikerin alle Aspekte adäquat diskutiert?
Der Pflegenotstand ist in der Öffentlichkeit angekommen, ebenso die mancherorts schlechten Arbeitsbedingungen in der Pflege. Die Pflege erbringt einen wertvollen Beitrag mit hohem gesellschaftlichem Nutzen. Jeder Mensch mit pflegebedürftigen Angehörigen weiß, wie wichtig eine gute, menschliche und professionelle Versorgung ist.
Die individuelle Pflege von alten und kranken Menschen sowie von körperlich und geistig behinderten Menschen erfordert ein hohes Maß an Empathie, Erfahrung und Fachwissen. Diese Aspekte der Pflege kommen aus meiner Sicht immer noch zu kurz. In Anbetracht der demografischen Entwicklung gehe ich davon aus, dass hierüber noch ausreichend diskutiert wird.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Pflege haben sich ebenso verändert wie die gesellschaftlichen Anforderungen. Was muss sich vor allem tun?
Das Ansehen der Pflegeberufe und die gesellschaftliche und politische Akzeptanz müssen unbedingt verbessert werden. Gute Pflege kostet Geld. Hierzu müssen die finanziellen Rahmenbedingungen unbedingt überdacht werden.
Was macht das Angebot des Sozialen therapeutischen Drehpunktes besonders?
Der Drehpunkt vereinigt unter einem Dach die Fachbereiche Integrationshilfe, Familienhilfe, integratives Kinderhaus, ambulanter Pflegedienst und jetzt auch bald inklusives Wohnen.
Die einzelnen Fachbereiche arbeiten eng zusammen, so können schwierige Situationen berufsübergreifend im Team diskutiert werden.
Was heißt das genau?
Es arbeiten häufig junge Menschen bei uns im Drehpunkt, die ein freiwilliges soziales Jahr oder ein Bundesfreiwilligenjahr absolvieren. Dadurch können wir auch kurzfristige Fahrdienste für unsere Klienten anbieten, um diese zum Beispiel abends zu einer Feier zu begleiten. Die jungen Menschen bringen auch immer wieder frischen Wind mit in unser Team. Manch einer bleibt dann auch während seines Studiums bei uns zur Aushilfe oder beginnt ein festes Arbeitsverhältnis bei uns. Darüber hinaus können Kinder unserer Mitarbeiter in unserem Kinderhaus während der Arbeitszeit betreut und versorgt werden.
Was wurde in den vergangenen Jahren für die Weiterentwicklung des ambulanten Dienstes getan?
Die Organisationsstrukturen wurden in den letzten Jahren deutlich verbessert. Hierzu haben wir z. B. eine EDV-gestützte Pflegedokumentation angeschafft, Mitarbeiter wurden verstärkt und gezielt auf Fortbildungen geschickt. Das Qualitätsmanagement erhält einen immer höheren Stellenwert. Durch die Ernennung einer Qualitätsmanagementbeauftragten sind wir bestrebt, uns qualitativ und transparent ständig weiterzuentwickeln. Aus diesem Grunde haben wir auch einen Wundmanager eingestellt.
Und was noch?
Eine unserer Fachkräfte hat eine Qualifizierungsmaßnahme zur Beraterin nach § 45 SGB XI gemacht. Bei dieser Maßnahme geht es um die Verbesserung der Beratungskompetenzen und der individuellen Anleitung und Schulung der Angehörigen im häuslichen Bereich. Schwerpunkt hierbei liegt bei der Beratung und Schulung von Angehörigen dementiell erkrankter Menschen.
Zudem spezialisieren sich derzeit alle examinierten Fachkräfte gemeinsam mit nicht-examinierten auf die einzelnen Expertenstandards der Pflege, wie z. B. Verhinderung von Stürzen, Druckgeschwüren und Mangelernährung. Unser Ziel hierbei ist eine breitgefächerte Spezialisierung der Mitarbeiter und die damit verbundene Fachberatung für Klienten und Angehörige zur Prävention von potentiellen Risiken.
Der Drehpunkt-Pflegedienst weist eine hohe Kontinuität beim Personal auf. Was sorgt für die hohe Zufriedenheit?
Bei einer Umfrage zur Mitarbeiterzufriedenheit wurde von fast allen Mitarbeitern besonders hervorgehoben, dass man als Mitarbeiter wahrgenommen und gehört wird. Außerdem wurde genannt, dass die Geschäftsführung stets bemüht ist, schnelle und unkomplizierte Lösungen im Sinne der Mitarbeiter zu finden.
Ich selbst bin immer wieder stolz auf das gute Betriebsklima im Drehpunkt und bin meinem Arbeitgeber für die guten Sozialleistungen, das Stärken des Wir-Gefühls durch verschiedene Feste, Aktionen und Betriebsausflüge, dankbar. Wir sind halt ein gutes Team.
Wie wichtig ist das Personal?
Gute und motivierte Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital im Unternehmen.
Es ist häufig die Rede vom Fachkräftemangel – hat der Drehpunkt Probleme bei der Gewinnung von neuen Mitarbeitern?
Als ich vor über 5 Jahren im Drehpunkt angefangen habe, war es sehr schwer, Pflegekräfte zu finden. Da ich in unserem festen Pflegeteam keine Fluktuation habe, suche ich kaum. Die letzten Stellen konnten ohne Stellenausschreibung besetzt werden. Die letzte Mitarbeiterin, die ich eingestellt habe, war die Schwester einer Mitarbeiterin.
Wie bedeutend sind Qualifizierung und Fortbildung?
Auch in der Pflege verkürzt sich die Halbwertszeit des Wissens immer schneller. Darum muss man sich ständig durch die Fachzeitschriften auf dem aktuellen Stand halten. Auch Qualifizierung und Fortbildung sind wichtig für die Qualitätssicherung. Wie bereits erwähnt, haben wir im Bereich der Beratungskompetenzen unsere Mitarbeiter fortbilden lassen bzw. lassen sie fortbilden. Auch für die Mitarbeiter ist es eine Anerkennung, wenn sie aus dem täglichen Alltag raus und zu einer Fortbildung können.
Was investiert der Drehpunkt in diesen Bereich?
Fortbildungen kosten Geld, die Organisation hierfür kostet Zeit. Diese Investitionen haben sich jedoch für den Drehpunkt stets positiv in Bezug auf Qualität, Klienten- und Mitarbeiterzufriedenheit ausgewirkt. Mitarbeiter können eigene Fortbildungswünsche äußern, in Absprache mit der Pflegedienstleitung und der Geschäftsleitung werden diese zumeist berücksichtigt. Ansonsten wird jährlich ein prospektiver Fortbildungsplan erarbeitet.
Stimmt in der Ausbildung und Qualifizierung die Balance aus menschlichen und fachlichen Kompetenzen?
Die Ausbildung in der Pflege ist in den letzten Jahren deutlich besser geworden. Wie in anderen Ausbildungsberufen gibt es auch hier Lehrkräfte, die hohe soziale Kompetenz und Empathie besitzen und dadurch menschliche Werte ebenso wie fachliches Wissen vermitteln können.
Andererseits liegt viel an der Reife und der Persönlichkeit der Auszubildenden, die in meinen Augen in den letzten Jahren stetig zunimmt. Auch finde ich es sinnvoll, dass sich viele Menschen auf dem zweiten Bildungsweg oder im fortgeschrittenen Alter für eine Ausbildung in der Pflege entscheiden, da nach meiner Ansicht Lebenserfahrung und persönliche Reife im Umgang mit Menschen nicht zu unterschätzende Ressourcen sind.
Wie wichtig ist die Organisation der Prozesse?
Maßstab sollte stets eine hohe Klienten- und Mitarbeiterzufriedenheit sein. Hierzu ist es unerlässlich, eine gute, funktionierende Organisation mit klaren und transparenten Strukturen aufzubauen und zu nutzen. Informations- und Kommunikationswege sollten kurz und verlässlich sein. Die Klienten sollten sich darauf verlassen können, nach zeitlichen und individuellen Absprachen bestmöglich und durch vertraute Mitarbeiter versorgt zu werden.
Medizinisch ärztliche Anweisungen müssen umgehend und fachlich qualifiziert umgesetzt werden. Darauf müssen wir als Pflegedienst flexibel, schnell und fachlich hochwertig reagieren können. Dazu ist eine funktionierende Organisation aus meiner Sicht unerlässlich.
Wie lernt man Organisation?
In meinem Fall durch meine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester, mein Studium zur Pflegewirtin und viele Jahre Berufserfahrung.
Wie schafft man Nachhaltigkeit in der Pflege?
Erstens durch eine gute Organisation. Zum zweiten durch einen vorausschauenden und schonenden Umgang mit Ressourcen durch regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter und durch Partizipation.