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„Es kommt viel Dankbarkeit zurück“

Regina Michel, Abwesenheitsvertretung der Geschäftsführung und Leiterin der Familienhilfe, über das Leistungsspektrum des Drehpunkt-Bereichs, den Spaß bei der Arbeit und die Aufstellung des Teams.

 

ReginaRegina Michel, für wen ist die Familienhilfe gedacht?

Für Familien mit Kindern unter 12 Jahren oder mit einer Behinderung, die in eine Notlage geraten sind, weil das haushaltsführende Familienmitglied ausfällt.

Was kann das für ein Notfall sein?

Zum Beispiel, wenn jemand akut krank wird oder einen Unfall hatte und ins Krankenhaus muss. Auch die Geburt eines Kindes kann ein Fall sein, genau wie eine Reha-Maßnahme oder auch eine psychische Erkrankung. Gerade hatten wir eine Situation, wo die Mutter in einer vierköpfigen Familie einen Kreuzbandriss erlitten hat. Die Kinder sind 11 und 6 Jahre alt, der Vater ist berufstätig und bekommt von seinem Arbeitgeber nicht frei.

Was muss man tun, um den Dienst der Familienhilfe in Anspruch zu nehmen?

Am besten ruft man sowohl die Drehpunkt-Familienhilfe an als auch die Krankenkasse. Wenn das haushaltsführende Familienmitglied stationär behandelt wird, ist das eine Muss-Leistung nach Paragraph 38 des Sozialgesetzbuchs 5. Der soziale Dienst der Krankenkassen empfiehlt uns in Fällen wie diesen oft auch automatisch.

Wie geht es weiter?

Mit einem ärztlichen Attest, in dem die Diagnose steht und dass eine Haushaltshilfe vonnöten ist, beantragt der oder die Versicherte die Übernahme der Kosten bei der Krankenkasse. Parallel nehmen wir Kontakt mit der Krankenkasse auf, um die Modalitäten zu klären. Das haushaltsführende Familienmitglied kann übrigens selbstverständlich ein Mann sein.

Wie lange dauert die Hilfe im längsten Fall?

Da gibt es keine Begrenzung. Wenn eine Schwangerschaft oder eine schwerwiegende Krankheit vorliegen, kann die Hilfe durchaus über Monate angeboten werden. Manchmal geht sie auch nur über einige Tage. Das ist ganz individuell.

Was genau übernimmt eine Familienhelferin?

Prinzipiell übernimmt sie die Weiterführung des Haushalts. Das heißt im Einzelnen: Begleitung der Kinder – etwa zu Freizeitaktivitäten, Hausaufgabenhilfe, Einkäufe, Wäsche, Kochen, Säuglingspflege. Letztlich ist das auch eine Frage der Vereinbarung. Fest steht aber, dass es auch Grenzen gibt: Gartenarbeit oder den Keller entrümpeln gehört definitiv nicht dazu.

Inwiefern kommt der Drehpunkt-Stil bei der Familienhilfe zur Anwendung?

Natürlich ist unsere Arbeit auch hier von der übergeordneten Drehpunkt-Philosophie „der Mensch steht im Mittelpunkt“ geprägt. Das heißt praktisch, dass wir nicht vorgeben, wie ein Haushalt geführt wird. Wir orientieren uns am bestehenden Standard und den individuellen Bedürfnissen. Wir setzen uns erstmal in Ruhe zusammen, um zu schauen, wo wir helfen können. Das ist durchaus eine sensible Situation. Manche Kunden wollen im ersten Moment nicht unbedingt preisgeben, wie es bei ihnen aussieht oder was im Haushalt liegen geblieben ist.

Wie ist der Drehpunkt in der Familienhilfe personell aufgestellt?

Wir haben zwei festangestellte Kräfte und fünf weitere Helferinnen, die auf Abruf stehen. Die Familienhilfe wird sehr situativ in Anspruch genommen, entsprechend flexibel müssen wir aufgestellt sein. Wir haben ein Arbeitszeitmodell, dass es möglich macht, mal mehr und dann wieder weniger zu arbeiten. Wenn Engpässe bestehen, haben wir diese auch schon mit Leuten aus unserer Integrationshilfe ausgefüllt. Derzeit suchen wir übrigens noch freie Mitarbeiter/innen für die Familienhilfe.

Ist der Drehpunkt mit der Dienstleistung Familienhilfe eigentlich Monopolist?

Es gibt tatsächlich relativ wenige Anbieter im Main-Taunus-Kreis. Neben dem Drehpunkt sind unserem Wissen nach lediglich die Caritas und der Notmütterdienst bei diesem Thema im Einsatz. Prinzipiell wissen immer noch zu wenige Leute, dass es diesen Dienst überhaupt gibt. Auch wenn wir gezielt in Praxen, vor allem bei Hausärzten, Gynäkologen und Kinderärzten aus der Umgebung auf unser Angebot aufmerksam machen, könnten die noch regelmäßiger auf die Familienhilfe hinweisen.

Macht die Arbeit Spaß?

Auf jeden Fall. Es ist Arbeit von Mensch zu Mensch mit ensprechend intensiven Kontakten. Und es kommt überwiegend große Dankbarkeit zurück, wenn wir in einer Notsituation helfen konnten.